bankenverband – Bankenbriefe // EZB bleibt trotz steigender Inflation beim lockeren Geldkurs / EZB-Ratsmitglied dämpft Hoffnung auf baldige Zinserhöhung / EZB-Notenbanker Vasle: Sorgen weiter für Liquidität

Bankenbrief vom 28.10.2021

EZB bleibt trotz steigender Inflation beim lockeren Geldkurs

Trotz deutlich steigender Inflationsraten hält die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrem Kurs einer sehr lockeren Geldpolitik fest. Dies entschied heute der EZB-Rat um Notenbankchefin Christine Lagarde. Zuletzt war die Inflationsrate im Euroraum im September auf 3,4 Prozent gestiegen. Heute berichtete das Statistische Bundesamt, dass die Teuerungsrate in Deutschland im Oktober sogar auf 4,5 Prozent hochgeschnellt ist – der höchste Stand seit 28 Jahren. Erst im Dezember will die Notenbank festlegen, wie es mit dem in der Corona-Krise aufgelegten Anleihekaufprogramm PEPP  (Pandemic Emergency Purchase Programme) weitergeht. Den Leitzins für den Währungsraum der 19 Staaten beließ der EZB-Rat heute auf dem Rekordtief von null Prozent, auf dem er bereits seit März 2016 liegt. Geschäftsbanken müssen auch weiterhin 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank in Frankfurt parken. Den Kauf von Anleihen schwächt die EZB zwar im laufenden Quartal etwas ab. Das 1,85 Billionen Euro schwere Corona-Notprogramm PEPP zur Stützung der Wirtschaft soll aber noch bis mindestens Ende März 2022 laufen. Die Wirtschaft in der Eurozone erholt sich laut der Notenbank weiter deutlich von der Corona-Krise. „Allerdings hat sich das Momentum etwas abgeschwächt“, erklärte Lagarde. Engpässe bei Rohstoffen, Vorprodukten und Arbeitskräften belasteten die Wirtschaft, vor allem in der Industrie. Dadurch habe sich der Ausblick für die nächsten Quartale verdüstert. Es werde aber weiter damit gerechnet, dass das Vorkrisenniveau bis Ende des Jahres übertroffen werde. Die EZB rechnet für kommendes Jahr mit einer Abnahme des Preisdrucks, der aus ihrer Sicht vor allem durch erhöhte Energiekosten und pandemiebedingte globale Störungen der Lieferketten ausgelöst wird. Kritiker halten der EZB vor, mit dem vielen billigen Geld die Inflation anzuheizen.

Quellen:

Bankenbrief vom 19.10.2021

EZB-Ratsmitglied dämpft Hoffnung auf baldige Zinserhöhung

Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), François Villeroy de Galhau, rechnet trotz der aktuellen hohen Inflation nicht mit einer zeitnahen Zinserhöhung in der Eurozone. Es gebe keinen Grund, im nächsten Jahr die Zinsen anzuheben, sagte der Chef der Banque de France heute in einem Interview. Die derzeit hohe Inflation sei eine vorübergehende Erscheinung und die Inflationsrate werde bis Ende 2022 wieder unter 2 Prozent sinken, bekräftigte er. Im September war die Rate in der Eurozone auf 3,4 Prozent gestiegen.

Quellen:

Bankenbrief vom 19.10.2021

EZB-Notenbanker Vasle: Sorgen weiter für Liquidität

Die Wirtschaft der Eurozone kann nach Einschätzung von EZB-Ratsmitglied Boštjan Vasle auch nach Ablauf des Corona-Notprogramms PEPP weiter auf Hilfen der Zentralbank zählen. Sollte im März 2022 der Trend zu sehr günstigen Finanzierungsbedingungen anhalten, werde es zwar angemessen sein, das Programm zu beenden, sagte der slowenische Notenbankchef in einem heute veröffentlichten Interview. Aber auch bei einem Stopp werde die Zentralbank „die Wirtschaft weiterhin mit reichlich Liquidität“ versorgen.

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